Akademievortrag „Von Aragonesisch bis Zazaisch – Minderheits- und Regionalsprachen in Europa“

Der Titel des Vortrages von Fr. Dr. Vera Ferreira von der Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften machte neugierig. Am Mittwoch, den 15.02.2023 war es dann so weit, dass beide 10. Klassen diesen sehr interessanten Akademievortrag hören konnten. Via Zoom aus Lissabon zugeschaltet erläuterte Fr. Dr. Vera Ferreira sehr engagiert, wissenschaftlich fundiert und dennoch verständlich, dass es sich bei diesen beiden, hier unbekannten Regionalsprachen mit Aragonesisch um eine romanische Sprache handelt, die nur noch in einigen Hochtälern der spanischen Pyrenäen im Norden der Provinz Huesca gesprochen wird, während Zazaisch die Sprache der Zaza in der östlichen Türkei ist und vorwiegend in Ostanatolien zu hören ist.

Die mehrsprachige Sprachwissenschaftlerin, die in Portugal zuhause ist, beschäftigt sich auch im Rahmen eines Stiftungsprojektes mit vom Aussterben bedrohten Sprachen. Es geht darum, die weltweite Sprachvielfalt oder -diversität möglichst zu erhalten, also Sprachen nicht aussterben zu lassen.
Für die Zehntklässler war es spannend, sich zum Bespiel selbst zu überlegen, was eine Sprache zu einer Nationalsprache macht und sich die zwischen Hochsprachen und Dialekten herrschende Hierarchie vor Augen zu führen. Spätestens als Fr. Dr. Ferreira eine Aussage des Linguisten Max Weidenreich (1894-1969) zitierte, die lautet „Eine Sprache ist ein Dialekt mit einer Armee und einer Marine“, war allen Zuhörenden klar, dass es politische Entscheidungen sind, die dazu führen, dass die Hälfte der Menschheit sich heutzutage in nur 23 Sprachen unterhält, obwohl es laut wissenschaftlichen Untersuchungen der anerkannten Referenzpublikation Ethnologue – Languages of the World im Jahr 2022 weltweit noch ca. 7000 Sprachen gab.
Übrigens bedeutet die geschätzte Zahl von 7000 Sprachen weltweit auch, dass es gegenwärtig bei ca. 195 Ländern auf der Erde etwa 25-mal mehr Sprachen als Länder gibt, wobei das Land mit der größten Sprachvielfalt Papua-Neuguinea ist, wo 840 Sprachen gesprochen werden, von denen aber „nur“ 7% einen offiziellen Status haben.
Der lehrreiche und abwechslungsreiche Vortrag sowie die Möglichkeit, Fragen zu stellen, war insgesamt sehr anregend. Auch danach bleiben interessante weiterführende Fragen, denen beispielsweise in Projekten oder Referaten genauer nachgegangen werden kann. (Christine Mohr, Deutsch-Lehrerin).