Lehrerin aus Armenien zu Gast bei uns

An ihrer Schule findet der Deutschunterricht zwei Mal in der Woche statt. „Das ist zu wenig“, urteilt Bela Aghadschanjan.
In ihrem Heimatland lehrt die armenische Deutschlehrerin 200 Schüler die zwar schwere, in ihren Augen aber auch schöne Sprache. Mit spielerischen Lehrmethoden, unter der Verwendung von Bildern und Aufgaben aus Deutschseminaren, versucht sie, die Kinder und Jugendlichen für ihr Fach zu begeistern, das sie mit viel Spaß und Leidenschaft unterrichtet. Dass sie Erfolg damit hat, wird nicht nur an den selbstgebastelten Deutschplakaten offenbar, die den Klassenraum schmücken; in der 12. Klasse wählen viele Schüler Deutsch als Prüfungsfach, dabei ist es nach Russisch ’nur‘ die zweite Fremdsprache. Sie selbst lernte Deutsch schon seit der Grundschule, wählte es sogar auf der Universität, deshalb ist sie besonders stolz auf ihre Tochter, die zurzeit in Berlin studiert.

Vom  9. November 2015 weilte Bela Aghadschanjan nun am Evangelischen Johanniter-Gymnasium Wriezen; während der drei Wochen ihres Aufenthalts wohnte sie bei einer Gastfamilie in Altwriezen.
Nach Deutschland gekommen ist sie, um sich mit dem Alltag und der Unterrichtsweise an deutschen Schulen bekannt zu machen sowie die deutsche Sprache und Deutschland in seinen Facetten besser kennenzulernen.

Aber nicht nur sie profitiert von ihrem Aufenthalt in unserem Land. Im Deutschunterricht berichtete Bela Aghadschanjan von ihrer Heimat und brachte so den Schülern unter anderem auch den Schulablauf ihres Heimatlandes näher. Angefangen damit, dass es dort keine Schulkleidung gibt, beginnt der Schultag erst um 8:30 Uhr und endet am Nachmittag um 14:30 Uhr, nach sieben Unterrichtsstunden von je 45 Minuten. Und noch etwas unterscheidet ihre armenische Schule von den deutschen: Aufgrund eines Konflikts zwischen Armenien und Aserbaidschan müssen alle jungen Männer nach Abschluss der 12. Klasse zur Armee. Als damals ihre beiden Söhne die zwei Jahre Militärdienst ableisteten, hatte sie große Angst, erzählt Bela Aghadschanjan.

Die Möglichkeit ihre Tochter zu treffen, ist natürlich nicht der einzige Grund, weshalb ihr die Zeit in Wriezen und Umgebung so gefällt. Sie hat sich schnell mit der Schule und den Schülern angefreundet und hofft, zahlreiche inspirierende Erfahrungen zu machen, die sie mit nach Armenien nehmen kann.
Eine Sache in Bezug auf den Unterricht habe Bela Aghadschanjan besonders überrascht. „Das lockere Schüler-Lehrer-Verhältnis“, kommentiert sie. An ihrer Schule sei das viel distanzierter.
Anne-Marie Lillge, BuFDi am Ev. Johanniter-Gymnasium

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