Mit Blindenstock und Rollstuhl durch Wriezen – das Rollstuhlprojekt der 9. Klassen

Die Neuntklässler der Evangelischen Johanniter-Schulen Wriezen haben sich am 6. Mai 2024 auf dem Weg gemacht, um herauszufinden, welche Herausforderungen Menschen mit Behinderung täglich meistern müssen. Jede Bordsteinkante und jedes Schlagloch im Gehweg können zum nicht überwindbaren Problem werden. Im öffentlichen Raum kommen auch blinde und schwergehörige Personen im Alltag in Schwierigkeiten.

Seit 2009 gilt in Deutschland die UN-Behindertenrechtskonvention. Weltweit haben sich 175 Staaten verpflichtet, die Inklusion in ihren Gesellschaften weiter voranzutreiben und dabei vor allem drei Grundsätze zu folgen: Selbstbestimmung, Teilhabe und Gleichstellung. 

Genau dies war auch Ziel dieses Projektes: Menschen ohne Behinderungen die Erfordernisse der Gestaltung der Lebenswelt für Menschen mit körperlichen Defiziten nahezubringen. Mario Harig, genannt Harry, erzählte am Anfang des Projektes von seinem Leben. Vor 17 Jahren hatte er einen schweren Arbeitsunfall und sitzt seitdem selbst im Rollstuhl. Die Schülerinnen und Schüler waren von seinem Schicksal sehr berührt. Unter Harrys Anleitung lernten die Neuntklässler die Grundlagen des Fahrens mit einem Rollstuhl. „Ganz schön schwer“ – so das gemeinsame Fazit nach den ersten „Rolli“-Metern auf dem Schulhof.

Holger Kranz, Inklusionspädagoge der gemeinnützigen Gesellschaft zur Förderung des inklusiven Sports erklärte den Schülerinnen und Schülern, worauf sie achten sollten, wenn sie mit dem Rollstuhl fahren oder mit verbundenen Augen und Blindenstock durch Wriezen gehen. Trotzdem: Einige Male drohten sie an den Bordsteinkanten zu kippen. 

Als die Neuntklässler wieder auf dem Schulhof ankamen, waren auch die Kooperationspartner der Schule, Marion Brunnert und Miriam Reyer von der Selbsthilfe-Kontaktstelle in Bad Freienwalde und Holger Kranz vor Ort. Am Ende des Projektes wurde der Tag gemeinsam ausgewertet, Kranz lobte die Schülerinnen und Schülern: „Ihr habt super mitgemacht!“Die Schülergruppen berichteten von ihren Begegnungen in Wriezen. Viele Rampen an öffentlichen Gebäuden wären viel zu steil. Sie würden es begrüßen, wenn sich die Politik mehr um Barrierefreiheit bemüht.
Solche Projekte können helfen, die konkrete Umsetzung und die Sensibilisierung für die Bedürfnisse von Menschen mit Handicaps voranzubringen. (Stefanie Beuster, Biologielehrerin)

Ähnliche Beiträge